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Fakultät Rehabilitationswissenschaften

Pädagogik bei Blindheit und Sehbeeinträchtigung

Die Pädagogik bei Blindheit und Sehbeeinträchtigung ist eine Fachrichtung innerhalb der Sonderpädagogik, die sich auf die Gestaltung zugänglicher, diskriminierungsfreier, chancengleicher und hochwertiger Lehr- und Lernsettings und die Förderung und Unterstützung von Menschen mit Blindheit und Sehbeeinträchtigung konzentriert. Entsprechend ausgebildete Pädagog*innen arbeiten in verschiedenen Institutionen wie Schulen, Rehabilitationseinrichtungen oder Beratungsstellen.

Voraussetzungen

  • Interesse an Menschen und deren jeweiligen Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten
  • Offenheit und Bereitschaft, sich auf die individuellen Bedürfnisse und Herausforderungen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Blindheit oder Sehbeeinträchtigung einzulassen
  • Aufgeschlossenheit gegenüber analogen und digitalen assistiven Technologien zur Unterstützung blinder und sehbeeinträchtigter Menschen
  • Interesse an der Arbeit in multiprofessionellen Teams und an der Kooperation mit Familien und anderen Fachdisziplinen
  • Bereitschaft zur kontinuierlichen Weiterbildung

Studieninhalte

Nachfolgend werden nur die vielfältigen fachrichtungsspezifischen Inhaltsbereiche genannt. Auf die Nennung übergreifender sonderpädagogischer Grundlagen wird verzichtet.

  • Interdisziplinäre Grundlagen der visuellen Wahrnehmung Medizinische (Optik, Ophthalmologie, Neurologie, Neuropsychologie)
  • Grundlagen der Entwicklung der visuellen Wahrnehmung
  • Rollenverständnis als Lehrkraft der Pädagogik bei Blindheit und Sehbeeinträchtigung
  • Braille-Schrift: Erlernen der Punktschrift und der damit verbundenen Hilfsmittel ebenso wie didaktische Besonderheiten im Schriftspracherwerb
  • Pädagogische und didaktische Grundlagen: Lehrmethoden, die auf die Bedürfnisse sehbeeinträchtigter und blinder Schüler*innen abgestimmt sind (z. B. Anfangsunterricht, Sachunterricht)
  • Diagnostik von Sehbeeinträchtigungen und zur Entwicklungs- und Leistungsdiagnostik (z.B. von kognitiven Funktionen, Lern- und Entwicklungsständen sowie schulischen Kompetenzen).
  • Gemeinsames Lernen mit und für Schüler*innen mit Sehbeeinträchtigung oder Blindheit
  • Umgang mit Hilfsmitteln: analoge und digitale assistive Technologien (z.B. optische Hilfsmittel zur Vergrößerung von Schrift, Orientierungshilfen, Sprachausgabe)
  • Frühförderung blinder und sehbeeinträchtigter Kinder im Vorschulalter
  • Zerebral bedingte Sehbeeinträchtigungen
  • Barrierefreiheit: Förderung der gleichberechtigten Teilhabe in allen Lebensbereichen

Ein zentraler Bestandteil dieses Berufsbildes ist die fachrichtungsspezifische Diagnostik. Die Diagnostik spürt die Barrieren für die Teilhabe an Bildungsprozesses für Menschen mit Blindheit und Sehbeeinträchtigung auf und ermittelt die spezifischen Bedürfnisse und Fähigkeiten von Menschen mit Blindheit oder Sehbeeinträchtigung, um individuelle sonderpädagogische Maßnahmen entwickeln zu können. Zu diesem Tätigkeitsfeld gehört auch die Beratung von Eltern, Lehrkräften und anderen Fachkräften, um ein umfassendes Unterstützungsnetzwerk aufzubauen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Pädagogik bei Blindheit und Sehbeeinträchtigung sind die Entwicklung, die Erprobung und der Einsatz spezieller Lehr- und Lernmittel. Dazu zählen taktile Materialien, Braille-Schrift und adaptive Technologien wie Bildschirmlesegeräte, Tablets oder Sprachsoftware. Pädagog*innen unterrichten ihre Schüler*innen in der Nutzung dieser und anderer Hilfsmittel, um ihre Selbstbestimmtheit zu unterstützen.

Berufsbild

Die Berufsmöglichkeiten in der Pädagogik bei Blindheit und Sehbeeinträchtigung sind vielfältig. Sonderpädagogische Fachkräfte können in verschiedenen Kontexten tätig sein:

  • Frühförderung: Unterstützung von Kindern im Vorschulalter und ihrer Familien.
  • Lehrkraft für blinde und sehbeeinträchtigte Schüler*innen: Arbeit in inklusiven Schulen, Bildungszentren und mobilen Diensten.
  • Berufliche Bildung und Erwachsenenbildung: Begleitung sehbeeinträchtigter und blinder Menschen in Prozessen der Berufsfindung und -ausbildung sowie außerschulischer Bildung.
  • Sehen im Alter: Spezialisierung auf die Bedürfnisse älterer Menschen mit Sehbeeinträchtigungen.
  • Expertise Barrierefreiheit: Entwicklung und Umsetzung von Konzepten zur Umsetzung der gleichberechtigten Teilhabe.

Neben den schulischen Fähigkeiten in den verschiedenen Unterrichtsfächern fördern die Fachkräfte der Pädagogik bei Blindheit und Sehbeeinträchtigung auch die sozialen und lebenspraktischen Kompetenzen von Menschen mit Blindheit und Sehbeeinträchtigung. Darüber hinaus ist die Beratung etwa von Eltern, Erzieher*innen sowie von Lehrkräften allgemeiner Schulen ein fester Bestandteil des Aufgabenprofils.

Insgesamt ist die Pädagogik bei Blindheit und Sehbeeinträchtigung ein herausforderndes und erfüllendes Berufsfeld. Durch ihre Arbeit tragen Sonderpädagog*innen dazu bei, dass Menschen mit Sehbeeinträchtigung und Blindheit ein selbstbestimmtes Leben inmitten unserer Gesellschaft führen können.