Lernen ist schwer. Vergessen ist manchmal noch schwerer.
Jeden Tag steuern wir durch die Realität und lernen immer wieder neu dazu, z.B. wie wir uns gegenüber alten und neuen Bekannten verhalten müssen, oder welche Probleme das Software-Update unseres Handys machen kann, wenn sich die Bedienung hierbei verändert.
Die Forschung hat bislang gezeigt, dass wir diese Leistungen durch ein komplexes Zusammenspiel von Assoziations- und Extinktionslernen vollbringen. Unter Assoziationslernen verstehen wir den Erwerb neuer Verhaltensweisen, die wir mit einer bestimmten Situation verbinden, und Extinktionslernen ist ein Prozess, der einsetzt, wenn bereits erworbene Verhaltensweisen in einem bestimmten Kontext – z.B. Witze zu erzählen, wenn der Freund gerade wütend ist – nicht mehr zielführend sind und für diesen Kontext umgelernt werden müssen. Die Extinktion beinhaltet somit nicht nur das Vergessen alter Informationen, sondern sie umfasst auch einen neuen Lernprozess, der das zuvor Gelernte überlagert. Die Mechanismen des Erstlernens, z.B. das Schreiben lernen in der Schule, sind bisher sehr gut untersucht, wohingegen die des Extinktionslernens leider bislang nur lückenhaft verstanden sind.
Wir vermuteten, dass sich die Fähigkeit zum Extinktionslernen von der Kindheit bis in das Jugendalter verändert und weiter ausreift und wollten die hier zugrunde liegenden Entwicklungsprozesse mit Euch genauer unter die Lupe nehmen. Wie vergisst das Gehirn oder wie überschreibt es früher gelernte Gedächtnisinhalte? Hierbei interessierte uns vor allem, wie Assoziations- und Extinktionslernen in unserem Gehirn verankert sind und ob Erwachsene beispielsweise andere Hirnareale nutzen als Kinder und Jugendliche.
Für unsere Studie haben wir einfache Experimente am Computer oder Tablet , sowie die Magnetresonanztomographie (MRT), verwendet. Die MRT-Technologie ist ein Verfahren, das nicht-invasiv, d. h. für den Körper unschädlich, ist, bei dem keine ionisierende Strahlung (Radioaktivität) eingesetzt wird und über das keine Nebeneffekte oder negativen Langzeiteffekte bekannt sind. Dafür liefert sie uns jedoch tolle Einblicke in den spannenden Aufbau des Gehirns.
Neue Erkenntnisse auf dem Gebiet des Extinktionslernen können wir in den direkten Umgang miteinander übersetzen. Zum Beispiel könnte der Unterricht an Schulen optimiert werden und neue Präventions- und Therapieprogramme für Kinder und Jugendliche mit Angststörungen entwickelt und bereits bestehende verbessert werden.
Weitere Informationen zum Extinction Learning finden Sie auf der Website der SFB 1280 der RUB .
Projektteam: Bamberg, Hagelweide, Jagusch-Poirier